Otto Lechner © KiT
Die Musik von Otto Lechner ist geprägt von ländlichen Stimmungen, deren Existenz man längst verloren glaubte. Es ist eine Reise an Orte, die man nie gesehen hat, begleitet von dem Gefühl, sie schon lange zu kennen. „Meine Vorliebe gilt immer jenen Stilen, bei denen die Improvisation im Vorder-grund steht, und so soll es nicht verwundern, wenn ich von manchen Zeitgenossen als Jazzpianist bezeichnet wurde. Um die Mitte der achtziger Jahre entdeckte ich das Instrument meiner Kindheit wieder – das Akkordeon. Bei meinem Versuch, die geschundene und zum Klischee verkommene Ziehharmonika zu einem Instrument meiner Musik zu machen, sind leider Dissonanzen unvermeidlich."
Auszeichnungen
2012 IFPI Austria - Verband der Österreichischen Musikwirtschaft: Nominierung Amadeus Austrian Music Award i.d. Kategorie "Jazz/World/Blues" (mit Otto Lechner & Klaus Trabitsch)
Tätigkeiten
Begleitmusiker des Kabarettisten Josef Hader
Komponist und Musiker für Theaterproduktionen tätig (u. a. Burgtheater Wien, Schillertheater Berlin)
Leitung das OJE (Ottos Jazz Ensemble), das auch seine Kompositionen aufführt
Zusammenarbeit und Auftritte mit der Akkordeongruppe Accordion Tribe, Broadlahn, Vienna Raï Orchester sowie Iva Bittova, Georg Danzer, Max Nagl, Sainkho Namtchylak, Wolfgang Reisinger, Dhafer Youssef und Joe Zawinul
gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Anne Bennent Gestaltung von Aufführungen, in denen Literatur und Musik verbunden werden
Pressestimmen
"Ob Lechner eine Art tibetanischen Obertongesang in der Manier von Keith Jarrett auf die Zieh-Töne legt, ob er das Akkordeon als Schlaginstrument einsetzt oder es auch nur auf den Boden legt und an ihm herumzieht und- drückt-und-wippt, ob er Pink Floyd, Duke Ellington oder Dave Brubeck zitiert, ob seine Hand im französischen Mussette-Stil über die Tasten fliegt, so tut er das jeweils, um orchestrale Dialoge zu erfinden: ganzkörperlich, persönlich. Der Falter Die Ziehharmonika verwandelt sich in einen Zauberkasten entrückender Resonanzen. Melodien von Glass'scher Zerbrechlichkeit wechseln mit monumentalen Tonfolgen, chassidische Walzer mit jazzigen Wienerliedern. Unentzweibar verschmilzt die Stimme mit dem Klang des Instruments."
Der Standard
"Otto Lechners Kompositionen sprühen vor Einfallsreichtum und hintergründigem Witz. In Soli pendelt der blinde Künstler zwischen jazzigen Blue Notes zur Blues-Begleitung und ironischen Karikaturen. Wiener Heurigenseligkeit verbindet charmanten "Schmäh", abgehackte Phrasen und Praterstimmung."
Frankfurter Allgemeine Zeitung
"Die Klangsuche am Instrument, die harmonische Unangepaßtheit, der Mut auch zur Dissonanz bestimmten das Spiel. Impressionistische bis computerweltliche Klangszenen. So Lechners "Wintersonnenwende" - fluoriszierende Flächen, großaufgeblasener, scharfer Harmonikasound. Vibrierend, drängerisch, geradezu elektrisch aufgeladen dagegen sein "Netzwork"."
Ulmer Kulturspiegel
"Wahrscheinlich hast du schon einmal Jazz-Piano gehört. Aber Jazz-Piano-Akkordeon? Das kann doch nicht dein Ernst sein! Otto Lechner ist ein öster-reichischer Virtuose, der sein Instrument schweben und unsere Herzen schneller schlagen läßt. Seine Musik und auch er selber sind warm, witzig und sexy. Ja, ein Akkordeon kann sexy sein, das versichere ich dir [...] Dieser Mann hat eine leidenschaftliche Beziehung zu seinem Akkordeon, er ist mit ihm verheiratet. Er selber wird das Instrument, und genau das macht seine Konzerte so außerordentlich fesselnd und faszinierend. Die "dunkle Facette des Akkordeons" ist aufreizend und sensationell. Die Menschenmenge in der Eröffnungsnacht hat gestampft und gejubelt."
The Melbourne Times
Diskografie
- 2007: Otto Lechner: Franz Kafka. Nicht einmal gefangen (Mandelbaum)
- 1994: Otto Lechner: Accordeonata (Extraplatte)
Duo und Ensemble:
- 2011: Otto Lechner und Arnaud Méthivier: The Cyklop And I. (Cristal Records)
- 2007: Otto Lechner und Arnaud Méthivier: Arnottodrom
- 2006: Otto Lechner, Klaus Trabitsch & die Bethlehem All Stars: Still (Windhund Records)
- 2000: Peter N. Gruber und Otto Lechner: Fis (Extraplatte)
- 2001: Peter N. Gruber und Otto Lechner: Die Lilie (Extraplatte)
- 2001: Otto Lechner, Klaus Trabitsch & die Bethlehem All Stars: Fürchtet Euch nicht. Konzertaufnahmen im Orpheum & Vindobona (Windhund Records)
- 1998: Otto Lechner, Wolfgang Puschnig, Achim Tang, Dhafer Youssef: Hot Room (Extraplatte)
- 1995: Das 1. strenge Kammerorchester (RST-Records)
Mit Anne Bennent:
- 2011: Otto Lechner und Anne Bennent: Leila und Madschnun. Von Nizami, mit Ensemble (Mandelbaum)
- 2010: Otto Lechner und Anne Bennent: Die Stimmen von Marrakesch. Von Elias Canetti (Mandelbaum)
- 2008: Otto Lechner und Anne Bennent: Der Gruftwächter. Nach einer Erzählung von Franz Kafka (mandelbaums bibliothek der töne)
- 2001: Otto Lechner und Anne Bennent: gwundrig. Geschichten von Robert Walser (Extraplatte)
Literatur
mica-Archiv: Otto Lechner
2023 mica: „Invention & Memories“ 2023. In: mica-Musikmagazin.
Empfohlene Zitierweise
mica (Aktualisierungsdatum: 25. 7. 2023): Biografie Otto Lechner. In: Musikdatenbank von mica – music austria. Online abrufbar unter: https://db.musicaustria.at/node/70066 (Abrufdatum: 23. 12. 2024).